News aus den Regionen: Kinderbetreuung, Gesundheit, Kindesschutz und Integration 1/2025
- Alliance Enfance

- 12. Feb.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. März
In den Kantonen, Gemeinden und Städten der Schweiz bewegt sich viel - sei es in Bezug auf Kindertagesstätten, schulergänzende Betreuung, Frühe Förderung, Kinderrechte, Gesundheit oder die Integration. Eine Auswahl der Entwicklungen von Januar bis März 2025 präsentieren wir Ihnen in Kurzform.

Dieser Beitrag wird laufend mit News ergänzt.
Kantone St.Gallen, Appenzell Ausser- und Innerrhoden: Gemeinsames Aktionsprogramm zur Gesundheitsförderung
Die drei Ostschweizer Kantone spannen erstmals zusammen, um ein Aktionsprogramm zur Gesundheitsförderung für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen umzusetzen. Das von Gesundheitsförderung Schweiz geförderte Programm sieht insbesondere auch Massnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen vor, aber beispielsweise auch gesundes Kita-Essen und Massnahmen zur Bewegungsförderung (vgl. Thurgauer Zeitung, 29.01.25).
Kanton Bern: Kommission gegen Regulierung von Spielgruppen, Tagesfamilien finanziell unter Druck
Die Gesundheits- und Sozialkommission des Berner Grossen Rates hat sich mit dem Bericht über den systematischen Einbezug der Spielgruppen in die frühe Förderung befasst. Darin anerkennt der Regierungsrat den wertvollen Beitrag, den Spielgruppen bei der Entwicklung von Kindern leisten. Die Einführung einer Bewilligungspflicht lehnt er jedoch ab, da er befürchtet, eine Regulierung des Kantons könnte sich negativ auf das unbürokratische Angebot der Spielgruppen auswirken. Die Kommission folgt dem Regierungsrat, eine Minderheit fordert jedoch anderweitige Unterstützung von Spielgruppen - etwa bei der Erlangung des SSLV-Qualitätslabels. In der Frühlingssession wird der Grosse Rat den Bericht behandeln (vgl. Radio BeO, 07.02.2025, Sessionen Grosser Rat).
Seit Einführung der Betreuungsgutscheine geraten Tagesfamilienorganisationen gemäss Kibesuisse (29.01.2025) zunehmend finanziell unter Druck. Der Verband fordert deshalb einen höheren maximalen Subventionsbeitrag, um die Ungleichbehandlung verschiedener Betreuungsformen zu beseitigen.
Kanton Genf: Initiative für kostenlose Kinderbetreuung
Die "Liste d'Union populaire" (LUP) hatte in Genf zuerst eine Gesetzesinitiative lanciert, um vorschulische und schulergänzende Kinderbetreuung kostenlos zugänglich zu machen und die Gemeinden zu verpflichten, der hohen Nachfrage zu begegnen. Da diese der Genfer Verfassung widerspricht, die eine finanzielle Beteiligung der Eltern vorschreibt, nimmt die LUP nun einen neuen Anlauf mit einer Verfassungsinitiative (vgl. Radio Lac, 12.02.2025).
Kanton Graubünden: Pilotprojekt "Fach- und Koordinationsstelle Kindesschutz"
Im Sommer 2025 startet der Kanton das vierjährige Pilotprojekt «Fach- und Koordinationsstelle Kindesschutz». Die Anlaufstelle bietet Fach- und Bezugspersonen anonyme, schnelle und kostenlose Beratung bei möglichen Kindeswohlgefährdungen. Ziel ist es, Unsicherheiten zu reduzieren, konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und bei Bedarf Fachkräfte aus dem Kindesschutzbereich einzubinden (vgl. Medienmitteilung, 06.02.2025).
Kanton Jura: Initiative zur finanziellen Beteiligung der Unternehmen
Die SP des Kantons Jura hat, wie im November 2024 angekündigt, eine kantonale Initiative lanciert, um Unternehmen an der Finanzierung von Kindertagesstätten zu beteiligen. So soll dem Beispiel der Kantone Waadt, Genf, Freiburg und Neuenburg gefolgt werden, die die Wirtschaft bereits seit Jahren erfolgreich in die Finanzierung einbeziehen (vgl. rts.ch,16.02.2025) .
Kanton Luzern: Gegenvorschlag zur Kita-Initiative geht einigen zu wenig weit
2024 hat die Luzerner Regierung eine Vorlage für ein neues Kinderbetreuungsgesetz in die Vernehmlassung gegeben - dies als Gegenvorschlag zur Initiative "Bezahlbare Kitas für alle" der SP (vgl. News, 03.04.2024). Auch Alliance Enfance hat Stellung bezogen. Die angepasste Vorlage geht den Initiant*innen aber noch zu wenig weit, insbesondere was die Qualitätskriterien angeht, die mangelnde Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Fachpersonals und die fehlende Entlastung von Eltern mit höheren Einkommen (vgl. zentralplus.ch, 07.01.2025). Auch Zentralschweizer Fachkräfte fordern eine Verbesserung der Vorlage (vgl. Medienmitteilung AvenirSocial, 28.01.2025). Die Beratung von Volksinitiative und Gegenvorschlag im Kantonsparlament ist für den 12./13. Mai 2025 und den 16./17./23. Juni 2025 vorgesehen (vgl. Sessionsplanung, 07.01.2025). Danach kann die Bevölkerung an der Urne über die Vorlagen abstimmen.
Kanton Neuenburg: Stärkung der familienergänzenden Betreuung
Der Grosse Rat des Kantons Neuenburg hat ein Projekt zur Weiterentwicklung des Angebots in der familien- und schulergänzenden Betreuung beschlossen, um der hohen Nachfrage zu begegnen. Es sollen neue Plätze geschaffen und bestehende Infrastrukturen erneuert werden (vgl. rts.ch, 4.12.2024).
Kanton Solothurn: Kantonsrat beschliesst Betreuungsgutscheine
Alliance Enfance hat im Juni 2024 Stellung genommen zur Anpassung des Sozialgesetzes im Kanton Solothurn. Im Sommer wurde der Regierungsratsbeschluss zum Vernehmlassungsergebnis und zum weiteren Vorgehen vorgelegt, Ende 2024 und Anfang 2025 fand die Vorberatung in den zuständigen Kommissionen statt (vgl. Medienmitteilung, 17.01.2025). Der Kantonsrat hat die Gesetzesänderung am 28. Januar 2025 angenommen und verpflichtet damit die Gemeinden dazu, Betreuungsgutscheine auszubezahlen (ab August 2026) (vgl. srf.ch, 28.01.2025). Die Unterschriftensammlung für ein Referendum läuft (vgl. Solothurner Zeitung, 18.12.2025).
Kanton St.Gallen: Standesbegehren für ärztliche Kontrolluntersuchung
Mit einem Vorstoss verlangt die SP-Grüne-GLP-Fraktion im St.Galler Kantonsrat, die Einführung einer ärztlichen Vorsorgeuntersuchen für Kinder im Alter von drei Jahren. So soll Sprachförderbedarf erkannt werden. Allerdings müsste eine solche Massnahme über den Tarmed-Tarif finanziert werden, weshalb der Kanton für das Anliegen eine Standesinitiative einreichen will (vgl. vilan24.ch, 27.02.2025).
Kanton Uri: Kantonales Aktionsprogramm zur Gesundheitsförderung neu gegliedert
Der Kanton Uri hat seine kantonalen Aktionsprogramme zur Gesundheitsförderung neu nach Lebensphasen gegliedert. Im Rahmen des Programms "Kinder und Jugendliche" wird beispielsweise das Projekt "Purzelbaum" für eine ausgewogene Ernährung und vielseitige Bewegung in Spielgruppen, Kindertagesstätten und Kindergärten weitergeführt oder auch das Pilotprojekt zur "Familienzentrierten Vernetzung" umgesetzt (vgl. Urner Zeitung, 25.01.2025, Rückblick Webinar, 30.01.2025).
Kanton Zug: Änderung des Gesetzes über die familienergänzende Kinderbetreuung und des Schulgesetzes
Der Kantonsrat (Parlament) des Kantons Zug hat am 30. Januar 2025 die zweite Lesung der Gesetzesänderungen zur Sicherstellung der flächendeckenden Kinderbetreuung im Kanton abgeschlossen. Vorbehältlich eines Referendums (Frist bis 07.04.2025) haben Kinder im Kanton Zug künftig Anrecht auf einen Betreuungsplatz und der Kanton trägt etwa einen Drittel zur Finanzierung der familienergänzenden Kinderbetreuung bei. Die Anträge von FDP und SVP - etwa auch Nannies zu finanzieren - wurden abgelehnt. Verpasst wurde die Chance, Regelungen zur Qualität ins Gesetz aufzunehmen und Aufsicht und Bewilligung kantonal zu regeln (vgl. Kantonsratsgeschäft #3652 und Artikel von zentralplus, 05.11.2024, srf.ch, 30.01.2025 ).
Kanton Zürich: Hin und Her in Sachen Kindertagesstätten
Im Kanton Zürich wurden seit Längerem verschiedene Vorstösse diskutiert, die mehr Subventionen des Kantons für Kindertagesstätten verlangten. Nun hat die Bildungsdirektion unter Regierungsrätin Silvia Steiner zwar einen Gesetzesentwurf vorgelegt. Doch da der Regierungsrat selbst nichts von mehr kantonalen Mitteln für die frühkindliche Bildung und Betreuung hält, empfiehlt er dem Kantonsparlament Nichteintreten (vgl. NZZ, 14.03.2025, Medienmitteilung Grüne Kt. Zürich, 13.03.2025, News, 05.07.2022, Regierungsratsbeschluss, 26.02.2025).
Region Oberengadin: Auf dem Weg zu einer Strategie Frühe Förderung
Die Region Oberengadin hat im Sommer 2024 eine Situationsanalyse der Frühen Förderung vorgenommen und im Januar 2025 einen Strategie-Workshop mit rund 50 Teilnehmenden organisiert, um eine regionale Strategie Frühe Förderung zu entwickeln. Diese basiert auf der kantonalen Strategie Frühe Förderung und soll bis Ende Jahr fertiggestellt werden (vgl. News Gemeinde St. Moritz, 08.11.2024).
Stadt Schaffhausen: Betreuungsgutscheine ab August 2025
Die Stadt Schaffhausen führt das System der Betreuungsgutscheine für familien- und schulergänzende Kinderbetreuung definitiv ein. Der Grosse Rat hat der Vorlage zugestimmt und der Stadtrat hat das entsprechende Reglement angepasst, so dass die Betreuungsgutscheine Familien ab August 2025 finanziell entlasten sollen (vgl. Medienmitteilung, 07.01.2025). Ziel ist eine koordinierte frühe Förderung sowie der Aufbau einer regionalen Fachstelle (vgl. engadinerpost.ch, 18.01.2025).


