Familienzentrierte Vernetzung in der Schweiz
Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind prägend für seine Entwicklung bis ins Erwachsenenalter. In dieser Zeit wird der Grundstein für die physische und psychische Gesundheit gelegt. 80 % des Gehirns werden in den ersten 1000 Tagen gebildet.
Kinder benötigen von Geburt an Unterstützung und Begleitung in ihrem Entwicklungs- und Lernprozess. Dies geschieht zum grossen Teil in der Familie, wird aber auch mit Unterstützungsangeboten ausserhalb der Familie realisiert. Nicht alle Eltern können ihren Kindern in gleichem Mass ein förderliches Umfeld bieten, daher sind familienergänzende qualitativ hochwertige Angebote der frühen Kindheit von besonders grosser Bedeutung für Familien in belastenden Lebenssituationen.
Mangel an Vernetzung und Koordination
In der Schweiz bestehen bereits zahlreiche Angebote im Bereich der Frühen Kindheit, die den Familien Unterstützung anbieten. Jedoch gibt es kaum eine systematische und auf die Familien ausgerichtete Koordination oder einen Erfahrungsaustausch für Institutionen und Akteur:innen im Frühbereich. Dies führt zu Unterbrechungen in der Präventions- und Betreuungskette. Insbesondere belastete Familien fallen oft durch das Netz von Angeboten und werden erst wieder beim Eintritt in das Schulsystem sichtbar. Dadurch erhöht sich das Risiko von Entwicklungsverzögerungen und belastenden Situationen für die betroffenen Kinder, denen nur schwer und mit hohen Kosten begegnet werden kann.
Eine kantonal übergreifende Kommunikation im Bereich der frühen Gesundheitsförderung wäre sehr wichtig, um die Angebote zu koordinieren und den Familien so ab dem Zeitpunkt der Schwangerschaft bis zum Schuleintritt eine kontinuierliche Begleitung bieten zu können. Solche Vernetzungsstrukturen rund um die Familien haben sich in Ländern wie Österreich und Deutschland als wirksam und effizient erwiesen. Sie wirken den oben beschriebenen Problemen entgegen und sichern lückenlose Übergänge zwischen den Angeboten.
Bestrebungen für eine Vernetzung in der frühen Kindheit
Aus diesem Grund streben wir – Alliance Enfance – mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf nationaler Ebene die Förderung kommunaler, regionaler und kantonaler Vernetzungen aller Institutionen und Akteur:innen an, die im Bereich der Frühen Kindheit mit Kindern und Familien zu tun haben. Dabei geht es darum, bestehende Vernetzungs- und Koordinationsstrukturen zu optimieren, zu stärken und zu institutionalisieren.
Anlässe zur Familienzentrierten Vernetzung von Alliance Enfance
«Starting Strong Together» – Vorprojekt
Alliance Enfance, a:primo und RADIX möchten den Ansatz Familienzentrierte Vernetzung gemeinsam mit ihren Mitgliedern und Partner:innen in der Schweiz bekannter machen und Hilfsmittel für den Aufbau von Familienzentrierter Vernetzung zur Verfügung stellen.
Dazu werden bis 2025 im Rahmen eines Vorprojekts ein Grundlagendokument zum Ansatz Familienzentrierte Vernetzung erstellt, in Gesprächen mit Gemeinden, Politiker:innen und weiteren möglichen Partner:innen das Interesse an und die Praxistauglichkeit des Ansatzes überprüft, eine Situations- und Umfeldanalyse sowie ein Finanzierungkonzept für eine nachhaltige Weiterverfolgung des Projekts erstellt.
Nach Abschluss des Vorprojekts 2025 wird geprüft, ob die Weiterführung eines Folgeprojekts erfolgsversprechend ist.
Kerngruppe
Eine Kerngruppe übernimmt die operative Projektführung:
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Dominik Büchel, Alliance Enfance
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Erika Dähler, a:primo
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Jessica de Bernardini, Gemeinde Murten und Leiterin Portail Jeunes Region
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Raphaelle Deshayes, a:primo
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Barbara Giordano, Alliance Enfance
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Stefanie Knocks, Alliance Enfance
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Yves Weber, RADIX
Finanzierung und Begleitgruppe
Das Vorprojekt «Starting Strong Together» zum Aufbau Familienzentrierter Vernetzung in der Schweiz wird in grosszügiger Weise von der Stiftung Mercator Schweiz finanziell unterstützt.Zur kritischen fachlichen Spiegelung des Vorprojekts wird eine Begleitgruppe eingesetzt. Die Mitglieder der Begleitgruppe geben u.a. Feedback und beraten die operativ arbeitende Kerngruppe in ihrem Vorgehen, geben Hinweise auf Lücken und Chancen, bringen ihre spezifische Perspektive ein und wirken als Türöffner:innen und Verbreiter:innen.