Das Institut für Politikwissenschaft (IPW) der Universität Bern hat im Auftrag der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) das Angebot an familien- und schulergänzender Kinderbetreuung in den Kantonen unter die Lupe genommen. Ebenso wirft der Bericht einen Blick auf die kantonale (Mit-)Finanzierung dieser Angebote und auf die Erhebungshäufigkeit von Angebot und Nachfrage in den Kantonen.
Der aktuelle Bericht des IPW (Lüssi, 2024) ist eine Aktualisierung und Ergänzung des Ecoplan-Berichts "Überblick zur Situation der familienergänzenden Betreuung in den Kantonen" von 2020.
Wachstum des Angebots im Vorschulbereich
Die Anzahl der Kindertagesstätten stieg zwischen 2020 und 2024 von knapp 3'200 auf über 3'800 Kindertagesstätten. Der Ausbau ist fast über die ganze Schweiz zu beobachten mit Ausnahme von Schaffhausen, Appenzell Ausserrhoden und Uri, die eine Abnahme oder keine Veränderung zu verzeichnen haben. Der Ausbau erfolgte allerdings sehr heterogen mit dem grössten Ausbau (relativ gesehen) in den Kantonen Glarus, Wallis und Genf. Geringer fiel der Ausbau in den Kantonen Neuenburg, Jura und Zürich aus.
Der Ausbau der Kindertagesstätten schlägt sich auch im erhöhten Platzangebot nieder, wobei hier der Vergleich zwischen den beiden Berichten nicht möglich ist. Das IPW hat für 2024 schweizweit rund 92'500 Plätze ermittelt. Der Platzausbau war in den Kantonen Nidwalden, Zug, Wallis, Appenzell Innerrhoden und Graubünden am grössten.
Interessant ist der Vergleich der Anzahl Plätze pro 1'000 Kinder (siehe folgende Grafik).
Grosse Varianz im schulergänzenden Bereich
Die Datenlage im schulergänzenden Bereich ist etwas schwieriger als im Vorschulbereich und so kommt der Bericht auf rund 146'500 Kinder, die täglich schulergänzend betreut werden. Allerdings machten einige Kantone (UR, SZ, GL, SG, AR) keine Angaben. Die Varianz zwischen den Kantonen ist sehr gross. Schlusslicht mit 5% der Kinder, die schulergänzend betreut werden, ist Nidwalden, Spitzenreiter mit über 60% sind Neuenburg und Genf.
Kantonale Finanzierung von familien- und schulergänzender Kinderbetreuung
Waren es 2020 noch 15 Kantone, die sich finanziell an der Kinderbetreuung beteiligten, sind es gemäss aktueller Erhebung 17 Kantone. Allerdings fallen die Bereiche und Formen der Mitfinanzierung wiederum sehr unterschiedlich aus. Einige Kantone unterstützen nur den Vorschulbereich, andere nur den Schulbereich. Und in den Kantonen Aargau, Basel-Land und Zürich ist die Finanzierung ganz in der Hand der Gemeinden.
Mehrere Kantone (darunter Zürich, Luzern, Uri und Solothurn) befinden sich aktuell in Prozessen zu neuen oder revidierten gesetzlichen Grundlagen (vgl. News aus den Regionen 3/2024 und Politisches Engagement).
Die kantonalen Ausgaben zur Subventionierung der Elterntarife belaufen sich auf rund 489 Millionen Franken, wobei auch hier die interkantonalen Unterschiede gross sind (vgl. folgende Grafik).
Erhebungsintervalle von Angebot und Bedarf
Das Angebot im Vorschulbereich wird in 18 Kantonen regelmässig, allerdings unterschiedlich oft, erhoben. In 17 Kantonen gibt es demgegenüber keine kantonale Erhebung des Bedarfs (der Nachfrage).
Zum schulergänzenden Bereich macht der Bericht diesbezüglich keine Aussage.
Weiterführende Informationen
Pierre Lüssi (2024): Überblick zur Situation der familien- und schulergänzenden
Kinderbetreuung in den Kantonen. Schlussbericht zuhanden der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK).
Tagesanzeiger, 31.10.2024
Swissinfo.ch, 31.10.2024
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