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Werdende Eltern und Entscheidungen im Zusammenhang mit der Geburt: «die Illusion der Wahlfreiheit» überwinden

  • Autorenbild: Alliance Enfance
    Alliance Enfance
  • vor 1 Tag
  • 3 Min. Lesezeit

Trotz der Mittel, die eingesetzt werden, um werdende Eltern bei Fragen im Zusammenhang mit der Entbindung stärker einzubeziehen, wird in verschiedenen Studien betont, dass die partizipative Entscheidungsfindung in diesem Bereich nach wie vor nicht zufriedenstellend ist. Zuweilen ist gar von einer «Illusion der Wahlfreiheit» die Rede. Dieser Artikel beleuchtet dieses Spannungsfeld und zeigt Möglichkeiten für eine konstruktivere Kommunikation zwischen Eltern und medizinischen Fachkräften bei der Geburtsvorbereitung auf.


Kinder die ohne Spielzeug spielen und lachen.
Foto: Olivia Anne Snyder | unsplash.com

 Ein Beitrag von Anne-Sylvie Diezi und Antje Horsch, Institut für Pflegewissenschaft und Abteilung Frau-Mutter-Kind, Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV) und Universität Lausanne



Im Spannungsfeld zwischen Natürlichkeits- und Sicherheitsanspruch

Im vorherrschenden Diskurs dominiert die sanfte Geburt, bei der die Frauen ermutigt werden, eine aktive Rolle zu spielen. Für viele wird die Geburt dadurch zu einem mit vielen Erwartungen verbundenen Streben nach Selbstverwirklichung. Allerding steht in der Praxis weiterhin die Sicherheit an erster Stelle und die meisten Paare entscheiden sich für eine Entbindung im Spital. Diese Tatsache steht sinnbildlich für das Paradox, mit dem werdende Eltern konfrontiert sind, um die Erwartungen an eine «erfolgreiche Geburt» zu erfüllen: Sie müssen ein Gleichgewicht finden zwischen einer gewissen Autonomie und der Akzeptanz medizinischer Eingriffe, die zur Gewährleistung der Sicherheit als notwendig erachtet werden.

 

Partnerschaftliche Kommunikation

Im Kontext der Geburtshilfe erweist sich der Ansatz der Philosophin Annemarie Mol als besonders hilfreich. Sie fordert dazu auf, gesundheitliche Entscheidungen eher in einer «Behandlungs-» als in einer «Wahllogik» zu sehen und legt nahe, sie nicht isoliert zu betrachten, sondern als Teil eines kontinuierlichen Prozesses, der an unvorhergesehene Ereignisse auf dem Behandlungsweg angepasst wird.


Die Förderung der Autonomie der Eltern setzt also vor allem voraus, dass eine partnerschaftliche Vertrauensbeziehung aufgebaut wird, die auf einer transparenten und ständigen Kommunikation beruht. Dies bedingt, dass die werdenden Eltern stets als zentrale Ansprechpartner betrachtet werden. Gleichzeitig sind ihre Erwartungen zu berücksichtigen und sie müssen von der Last befreit werden, die Verantwortung für Entscheidungen alleine zu tragen.

 


Referenzen

  • Begley, K., Daly, D., Panda, S., & Begley, C. (2019). Shared decision-making in maternity care: Acknowledging and overcoming epistemic defeaters. J Eval Clin Pract, 25:1113-1120. doi.org/10.1111/jep.13243 

  • Nicholls, J., David, AL., Iskaros, J., & Lanceley A. (2022). Patient-centred consent in women’s health: does it really work in antenatal and intra-partum care?. BMC Pregnancy Childbirth, 22:156. doi.org/10.1186/s12884-022-04493-6 

  • Jomeen, J. (2012). The paradox of choice in maternity care. Journal of Neonatal Nursing, 18:60-62. doi.org/10.1016/j.jnn.2012.01.010 

  • Diezi, AS., Vanetti, M., Robert, M., Schaad, B., Baud, D., & Horsch A. (2023). Informing about childbirth without increasing anxiety: a qualitative study of first-time pregnant women and partners' perceptions and needs. BMC Pregnancy Childbirth, 23(1):797. doi.org/10.1186/s12884-023-06105-3 

  • Yuill, C., McCourt, C., Cheyne, H., & Leister N. (2020). Women's experiences of decision-making and informed choice about pregnancy and birth care: a systematic review and meta-synthesis of qualitative research. BMC Pregnancy Childbirth, 20:43. doi.org/10.1186/s12884-020-03023-6 

  • Mol, A. (2009). Ce que soigner veut dire. Repenser le libre choix du patient. Presses des Mines, Paris.


Link (open access)



Weiterführende Informationen

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