Zu den oftmals unterschiedlichen, aber gleichzeitig auftretenden psychischen Beschwerden von Müttern (maternal mental health, MMH) zählen postpartale Depression, Angstzustände und die geburtsbedingte Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Diese Beschwerden stehen in Zusammenhang mit dem Schlafverhalten des Kindes. Welche Rolle die MMH-Symptomprofile beim Schlafverhalten von Kleinkindern spielen, ist jedoch nicht bekannt.
Ein Beitrag von Vania Sandoz, Alain Lacroix, Suzannah Stuijfzand, Myriam Bickle Graz und Antje Horsch, Universitätsinstitut für Lehre und Forschung in Versorgungswissenschaften IUFRS, Universität Lausanne, Universitätsspital Lausanne; Abteilung Frau-Mutter-Kind (DFME), Universitätsspital Lausanne (CHUV); und Child Abuse and Neglect Team, Universitätsspital Lausanne (CHUV)
Die vorliegende Studie
Diese Querschnittserhebung zielte unter anderem darauf ab, zu untersuchen, inwiefern sich verschiedene datengetriebene MMH-Symptomprofile (d. h. Depressions-, Angst- und Geburtstrauma-Profile) auf das Schlafverhalten von Kleinkindern auswirken, wenn Mediatoren und Moderatoren einbezogen werden. Insgesamt haben 410 französischsprachige Mütter mit Kindern im Alter zwischen 3 und 12 Monaten standardisierte Onlinefragebögen zum Schlaf ihrer Kinder, zur mütterlichen Wahrnehmung von negativem Temperament des Kindes und MMH-Symptomen ausgefüllt. Zum Depressionsprofil gehören Symptome wie Niedergeschlagenheit, Anhedonie (Unfähigkeit, Freude zu empfinden) oder Wut. Das Angstprofil umfasst Symptome wie übertriebene Sorgen oder vom Kleinkind unabhängige Schlafschwierigkeiten und das Geburtstrauma-Profil schliesst geburtsbedingte Traumasymptome ein (z. B. Albträume oder Vermeidung von allem, was an das Geburtstrauma erinnert).
Die Ergebnisse haben gezeigt, dass die mütterliche Wahrnehmung eines negativen Temperaments des Kleinkindes als Mediator zwischen dem Depressions- oder dem Angstprofil und dem Schlafverhalten des Kleinkindes fungiert, aber nur für bestimmte Altersgruppen der Kinder und Ausbildungsniveaus der Mütter. Das Geburtstrauma-Profil stand in keiner Verbindung mit dem Schlafverhalten des Kleinkindes.
Klinische Auswirkungen
Die Beziehung zwischen MMH und dem Schlafverhalten des Kleinkindes kann verschiedene Mechanismen einschliessen, die durch die Symptomatik der Mütter bedingt sind. Familien könnten daher von einem ganzheitlichen therapeutischen Ansatz profitieren, der sich auf die Symptome der Mütter konzentriert, und die mütterliche Wahrnehmung eines negativen Temperaments des Kindes könnte im Zusammenhang mit Schlafproblemen des Kindes ein Schlüsselelement für die Therapie darstellen.
Referenz:
Sandoz, V., Lacroix, A., Stuijfzand, S., Bickle Graz, M., & Horsch, A. (2022). Maternal mental health symptom profiles and infant sleep: a cross-sectional survey. Diagnostics, 12(7), 1625. https://doi.org/10.3390/diagnostics12071625
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Weiterführende Informationen
"News aus der Wissenschaft 2/2022 - Gesundheit" als PDF herunterladen.
"News aus der Wissenschaft 1/2022 - Inklusion" als PDF herunterladen.
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