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Frühgeburt, Stressregulation und Anpassungsstörungen: eine Längsschnittstudie über neun Jahre

Eine Frühgeburt ist ein besonders stressreiches Ereignis. Frühgeborene müssen auf der Neugeborenen-Intensivstation oft zahlreiche schmerzhafte Prozeduren über sich ergehen lassen. Die Mütter ihrerseits können von ihren Neugeborenen getrennt werden und sorgen sich um deren Überleben. Dieses Ereignis beeinflusst die Anpassungsfähigkeit der Stressregulation der Kinder, deren Reaktion mithilfe des Cortisolspiegels gemessen werden kann. Einige Mütter entwickeln im Verlauf eine posttraumatische Belastungsstörung.


Foto: Hollie Santos | unsplash.com

Ein Beitrag von Auriana Urfer, Hélène Turpin, Nevena Dimitrova, Ayala Borghini, Kerstin Jessica Plessen, Mathilde Morisod Harari* und Sébastien Urben*, Psychiatrische Dienste für Kinder und Jugendliche, Departement für Psychiatrie, Universitätsklinikum Lausanne (CHUV)


Folgen einer Frühgeburt

Ziel dieser Studie ist es, die Folgen einer Frühgeburt auf die biologische Stressregulation (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse – HPA-Achse [1]) und auf die Entwicklung von Anpassungsproblemen beim Kind zu beurteilen.


Wir haben eine Längsschnittstudie über neun Jahre durchgeführt. Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass die biologischen Faktoren (d. h. Stresslevel bei der Geburt und Cortisolregulation mit sechs Monaten) die Cortisolregulation des Kindes mit neun Jahren vorhersagen. Wenn das Kind 12 Monate alt ist, deuten Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung bei der Mutter [2] auf spätere Anpassungsstörungen beim Kind im Alter von neun Jahren hin [3].


Stresssymptome bei der Mutter erkennen

In unserer Studie zeigt sich, wie wichtig es ist, Symptome einer posttraumatischen Belastungs-störung bei der Mutter infolge einer Frühgeburt zu erkennen. Dadurch können frühzeitige spezifische Interventionen angeboten werden, dank denen sich Frühgeborene psychologisch und affektiv besser entwickeln. Massnahmen, die sich positiv auswirken können, sind beispielsweise die Begleitung oder die kinderpsychiatrische Unterstützung der Eltern-Baby-Triade, ein Herzkohärenz-Training für Mütter oder die in Lausanne entwickelte Intervention JOIN [4], mit der die frühen Mutter-Kind-Interaktionen verbessert werden sollen.

Referenzen:

Urfer, A., Turpin, H., Dimitrova, N., Borghini, A.,Jessica Plessen, K., Morisod Harari, M.*, & Urben, S.*, (2021). Consequences of Prematurity on Cortisol Regulation and Adjustment Difficulties: A 9-Year Longitudinal Study. Diagnostics, 9(1), 9.


* Diese Autorin und dieser Autor haben zu gleichen Teilen beigetragen.

[1] Blair, C. Stress and the Development of Self-Regulation in Context. Child Dev. Perspect. 2010, 4, 181–188. [2] Forcada-Guex, M.; Borghini, A.; Pierrehumbert, B.; Ansermet, F.; Muller-Nix, C. Prematurity, maternal posttraumatic stress and consequences on the mother-infant relationship. Early Hum. Dev. 2011, 87, 21–26. [3] Chapieski, M.L.; Evankovich, K.D. Behavioral effects of prematurity. Semin. Perinatol. 1997, 21, 221–239. [4] Schneider J, Borghini A, Morisod Harari M on behalf of the JOIN Research Consortium, et al. Joint observation in NICU (JOIN): study protocol of a clinical randomised controlled trial examining an early intervention during preterm care.


Link (open access):



Weiterführende Informationen

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