Eine Kindeswohlgefährdung festzustellen, ist für die abklärenden Sozialarbeitenden anspruchsvoll. Selina Steinmann hat in ihrer Abschlussarbeit für den Master in Sozialer Arbeit Abklärungsberichte analysiert und festgestellt, dass oft nicht das Kind im Fokus steht, sondern in erster Linie die Mutter. Ein Grund dafür sind die Rollenbilder in den Köpfen der Abklärenden.
Die analysierten Abklärungsberichte eines Sozialdienstes im urbanen Raum fokussieren gemäss der explorativen Studie speziell auf die Mutter. Das Kind und der Vater werden wenig berücksichtigt. So findet man etwa kaum Einschätzungen oder Aussagen der Kinder selbst in den Berichten. Steinmann führt dies auf traditionelle Rollenbilder zurück, wodurch auf den Vater oder andere Bezugspersonen (z.B. die Grosseltern oder Fachpersonen der Kita) erst zurückgegriffen wird, wenn die Mutter "als nicht mehr erziehungsfähig" betrachtet wird.
Steinmann plädiert dafür, wissenschaftlich fundierte und standardisierte Abläufe zu verwenden wie etwa das Berner und Luzerner Abklärungsinstrument.
Weiterführende Informationen
Master-Arbeit von Selina Steinmann (Edition Soziothek, HSLU Hochschule Luzern - Soziale Arbeit)
Kindsmisshandlungen: Zunahme der Verdachtsfälle 2023 (News, 01.02.2024)
Neue Informationsplattform über die KESB (News, 23.01.2024)
Kindesschutz: Neue transdisziplinäre Qualitätsstandards (News, 09.11.2023)
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